Quantcast
Channel: Swiss Triathlon
Viewing all articles
Browse latest Browse all 1297

Muss man junge Sportler „pushen“ – bis zu welchem Punkt und zu welchem Preis?

$
0
0

Man hört häufig, dass man junge Sportler „pushen“ soll, ist da richtig?

Eher als sie zu „pushen“ ist ihre richtige Begleitung wichtig. Ein sportliches Umfeld zu haben, Trainer wie Familie, verhilft dem Athleten zu den besten Bedingungen, um sein sportliches Potential auszuschöpfen. Aber noch wichtiger ist das Vergnügen, welches der Athlet beim Ausüben seines Sportes empfindet, insbesondere wenn er jung ist.

 

 

Welche Sportler muss man intensiver unterstützen, die Guten, damit sie brillieren oder die weniger Guten, damit sie Höchstleistungen erreichen?

Eine schwierige Fragen, denn eine kürzliche Studie hat gezeigt, dass nur 30 Prozent der Olympiasieger im Schwimmen auch Meister waren in ihrer Jugend. In der Begleitung jugendlicher Athleten jeden Niveaus ist es entscheidend, dass sie Freude am Ausüben ihres Sportes haben. Der Schlüssel des Erfolgs ist die Motivation. Der Jugendliche soll Dynamik und Motivation in seinem Sport finden im harmonischen Ausgleich mit anderen Arten von leidenschaftlich betriebenen Tätigkeiten.

 

 

Woher kommt der Druck?

Der Druck entsteht von verschiedenen Seiten: Das Ganze ist wie ein Jonglieren zwischen den Anforderungen des Trainings und des Studiums, genug Schlaf zu haben, sich entsprechend zu ernähren, genügend Kraft und Technik zu haben, genügend schnell oder kräftig zu sein. Aber der Druck kommt hauptsächlich davon, den Zielen der Umgebung zu entsprechen, oft der Trainer oder der Eltern, welche häufig auf den Jugendlichen einen enormen Druck ausüben. So kommt der Druck von aussen, und es ist sehr schwierig für den Jugendlichen, damit umzugehen.

 

 

Gibt es Fertigkeiten, zu deren Erlernen man die Jugendlichen pushen kann?

Ich würde meinen, dass man einem jungen Sportler beibringen soll, ein „kompletter“ Athlet zu sein, dass heisst seine körperlichen wie technischen Fähigkeiten in Einklang mit seinem Geist zu bringen. Ein mental starker Athlet hat klare Ziele und weiss, wie diese zu erreichen sind. Diese Ziele sind die seinigen, auch wenn er sie vorher mit seinem Trainer diskutiert hat.

 

Von welchem Zeitpunkt an soll man jugendliche Sportler intensiver begleiten?

Das hängt sehr von der Sportart ab. Gewisse Typen von Sport verlangen frühe Reife. Da  spielt sich alles vor dem Alter von 10 Jahren ab, in anderen ist das viel später. Vor allem in Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Laufen, Triathlon etc. sollte man schrittweise vorgehen, denn das spielerische Element ist viel weniger ausgeprägt als in Mannschaftssportarten wie Fuss- oder Volleyball. Die jungen Athleten langweilen sich und ermüden früher. Man soll sie nicht wirklich „pushen“, dennoch ihnen zu den bestmöglichen Voraussetzungen verhelfen und vor allem darauf achten, dass die ihren Spass nicht verlieren. Der Schlüsselbegriff in diesem Alter ist vor allem die Freude.

 

Von welchem Zeitpunkt an soll man jugendliche Sportler intensiver begleiten?

Das hängt sehr von der Sportart ab. Gewisse Typen von Sport verlangen frühe Reife. Da  spielt sich alles vor dem Alter von 10 Jahren ab, in anderen ist das viel später. Vor allem in Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Laufen, Triathlon etc. sollte man schrittweise vorgehen, denn das spielerische Element ist viel weniger ausgeprägt als in Mannschaftssportarten wie Fuss- oder Volleyball. Die jungen Athleten langweilen sich und ermüden früher. Man soll sie nicht wirklich „pushen“, dennoch ihnen zu den bestmöglichen Voraussetzungen verhelfen und vor allem darauf achten, dass die ihren Spass nicht verlieren. Der Schlüsselbegriff in diesem Alter ist vor allem die Freude.

 

Wo ist die Grenze in der Begleitung junger Triathleten?

Solange der Athlet wirklich Freude an seinem Tun findet, ist sie nicht erreicht. Er soll ein gutes Gleichgewicht finden zwischen nötigen Opfern, Trainingsstunden, erbrachter Leistung, Belohnungen, Siegen, Niederlagen, Genugtuung, neuen Bekanntschaften usw. Bei sehr jungen Athleten ist besonders wichtig, dass sie ein gutes soziales Umfeld ausserhalb des Sports haben, beispielsweise Freundschaften haben und Zeit mit ihren Altersgenossen verbringen können. Man sollte tatsächlich darauf achten, dass dies möglich ist.

 

Wird ein Athlet, der von frühester Kindheit an „gepusht“ wurde, zwingendermassen den Durchbruch schaffen?

Nein, die Wissenschaft spricht in diesem Punkt eine klare Sprache: Wie viele erfolgreiche Läufer und Schwimmerinnen haben mit 15 Jahre aufgehört? Einen so jungen Sportler zu „pushen“ heisst auch, ihn vielen Entbehrungen auszusetzen: Begrenzte Zeit seine Freunde zu sehen, eine strikte Diät, beschränkte Zeit für andere Aktivitäten, während man sehr wohl weiss, das ein Kind diese Dinge braucht, um sich selber zu entwickeln und aufzublühen. Das Aufblühen und das Wohlbefinden sind verbunden mit der Leistung, die Leistung nicht immer mit dem Aufblühen.

 

 

In welchen Fällen soll man Jugendliche auf keinen Fall „pushen“?

 Wenn er seinen Sport nicht liebt und ihn nur betreibt, um seinem Trainer oder den Eltern zu gefallen. Leider sieht man dieses Schema sehr oft.

 

 

Hätten Sie ein Beispiel, wo dieses „Pushen“ schlecht aufgehört hat? Oder ein gutes Ende fand?

Man braucht nur die Biographien mehrerer bekannter Sportler zu lesen wie André Agassi, Laure Manoudou usw. Sie zeigen sehr wohl den Erfolg, aber zu welchem Preis?

 


Roberta Antonioni ist Sportpsychologin, Dozentin und Forscherin am Institut für Sportwissenschaften an der Universität Lausanne. Sie hat auch 10 Jahre an der eidgenössischen Sportschule Magglingen gearbeitet und seit 2007 begleitet sie Sportlerinnen und Sportler auf höchstem Niveau psychologisch und in der mentalen Vorbereitung.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 1297