„Mir eine EM-Medaille umhängen zu lassen, war schon lange ein Traum und ein Ziel von mir. Entsprechend viel bedeutet mir der Gewinn dieser Silbermedaille.“ Jolanda Annen zeigte sich nach der Siegerehrung überglücklich. Erkämpft hat sie sich die Medaille auf den letzten Metern des EM-Wettkampfes in Düsseldorf, auf denen sich Annen im Sprint lediglich der Deutschen Laura Lindemann geschlagen geben musste. Vor Rennbeginn war das Erfolgserlebnis für die Schattdorferin indes noch wenig greifbar. Die Motivation war zweifelsohne da, die Erholungszeit nach der EM über die olympische Distanz in Kitzbühel eine Woche zuvor jedoch kurz: „Die Beine haben sich am Morgen mässig gut angefühlt. Auch mental war es eine Herausforderung, sich bereits auf den nächsten Ernstkampf einzustellen.“ Der Start in den Wettkampf war denn auch eher verhalten. Im hektischen Feld der Schwimmerinnen musste Annen einiges einstecken und stieg in der dritten Gruppe aus dem Wasser. Auf der Radstrecke gelang ihr nach einer Runde der Anschluss an die Spitzengruppe, in der sich Annen fortan in den vordersten Positionen zeigte, die allervorderste jedoch mied: „Ich probierte bewusst, mich zu verstecken und keine aktive Rolle an der Spitze einzunehmen. Meine Kraft wollte ich möglichst für das Laufen aufsparen.“
Auf der Laufstrecke hatten Attacken von Claire Michel (BEL) und Jolanda Annen selbst, die 1.5 Kilometer vor dem Ziel einen Angriff versuchte, die fortlaufende Dezimierung der Gruppe zur Folge. Auf die Zielpassage bogen schliesslich vier Athletinnen ein, die den Europameisterinnentitel unter sich ausmachten. Laura Lindemann setzte sich mit ihrem Antritt entscheidend ab. Dahinter war es Annen, die sich zu behaupten wusste: „Nach Kitzbühel wollte ich nicht nochmals um Sekunden an der Medaille vorbeirennen. Dieser Gedanke pushte mich im Schlussspurt. Ich wollte diese Medaille unbedingt.“ Mit Vendula Frintova (CZE) und Michel Claire (BEL) distanzierte sie jene Konkurrentinnen, die ihr in Kitzbühel noch den 4. Rang verwehrt hatten.
Die zweite gestartete Schweizerin, Lisa Berger, lief auf den 19. Rang. Auch Berger hatte mit dem umkämpften Start im Wasser ihre Mühe, fand aber gleichfalls den Anschluss an die Spitzengruppe auf der Radstrecke, an der sie bis zur zweiten Wechselzone dranblieb. Auf den abschliessenden fünf Laufkilometern musste Berger abreissen lassen. Dennoch zeigt sie sich mit dem Resultat zufrieden: „Ich absolvierte die Sprintdistanz zum ersten Mal auf internationalem Niveau. Insofern hat es sich sicherlich gelohnt.“ Nicht an den Start gegangen ist die Titelverteidigerin Lucy Hall.
Der Wettkampf der Männer, für den keine Schweizer Athleten gemeldet waren, gestaltete sich lange ausgeglichen. Mit Joao Pereira (POR) setzte sich im Schlusssprint jener Athlet durch, der bereits in der Vorwoche in Kitzbühel über die olympische Distanz die schnellsten Beine hatte. Silber ging an Pierre Le Corre (FRA), während auch die Bronzemedaille mit Joao Silva (POR) den gleichen Abnehmer wie in Kitzbühel fand.
Düsseldorf (GER). Sprint Triathlon EM.
750 m Schwimmen, 20.8 km Radfahren, 5 km Laufen.
Elite Männer:
1. Joao Pereira (POR) 57:33.
2. Pierre Le Corre (FRA) 0:03 Minuten zurück.
3. Joao Silva (POR) 0:04.
4. Vincent Luis (FRA) 0:05.
5. Rostislav Pevtsov (AZE) 0:09.
6. Lasse Nygaard-Priester (GER) 0:12.
Elite Frauen:
1. Laura Lindemann (GER) 1:03:35.
2. Jolanda Annen (SUI, Schattdorf/Tri Team Uri) 0:03.
3. Vendula Frintova (CZE) 0:03.
4. Claire Michel (BEL) 0:04.
5. Rachel Klamer 0:17.
6. Anastasia Abrosimova (RUS) 0:19.
19. Lisa Berger (SUI, Grosshöchstetten/Triathlon Club Solothurn) 1:48.