Herausforderungen für Triathlonclubs
Durch die Beteiligung von Triathlonclubs an der Studie „Sportvereine in der Schweiz – Entwicklungen, Herausforderungen und Perspektiven“ lassen sich deren Struktur und Angebot überblicken und zentrale Problemfelder eruieren. Die Triathlonvereine orientieren sich primär am Leistungs- und Wettkampfsport, der zugleich zentraler Engagementbereich ist. Für die Talentförderung und den Nachwuchs setzt sich rund ein Drittel der Vereine explizit ein, was dem Anteil der Ausbildungsclubs entspricht. Insgesamt zeichnet sich das Sportangebot durch eine überdurchschnittliche Polysportivität aus. Ermöglicht wird das breite Angebot zu weiten Teilen durch ehrenamtliche Mitarbeitende, die gegenüber finanziell entschädigtem Personal klar überwiegen. Generiert werden die finanziellen Mittel der Vereine zu 25% aus Mitgliederbeiträgen. Unter Berücksichtigung des triathlonspezifischen Lizenz-Reglements fallen diese im Vergleich zu anderen Sportarten und im arithmetischen Mittel leicht tiefer aus. Der grösste Ausgabeposten fällt bei den Personalkosten an, wohingegen die Benutzung der Sportanlagen einen verhältnismässig kleinen Anteil der Ausgaben ausmacht. Dennoch präsentiert sich der Infrastrukturbereich als zentrale Herausforderung und, zusammen mit der Gewinnung von Ehrenamtlichen, als meistgenanntes existenzbedrohendes Problemfeld. Für die prekäre Infrastruktursituation sprechen 58% der Vereine, welche die Infrastruktur als zu klein oder als unzureichend bewerten, sowie 61% der Vereine, die sich eine verstärkte Unterstützung in Sachen Sportinfrastruktur wünschen.


Studie Sportvereine in der Schweiz
Rund 19‘000 Sportvereine, 350‘000 im Vereinssport besetze Ämter und 75 Millionen ehrenamtlich sowie freiwillig geleistete Arbeitsstunden: Die Zahlen zeigen eindrücklich, welcher Stellenwert dem Vereinssport in der Schweiz zukommt. Mit nationalen Vereinsstudien und einem fortlaufenden Monitoring der Schweizer Sportvereine werden diese seit 1996 ins Auge gefasst und ihre Entwicklung wird anhand von Vereinsbefragungen nachvollzogen. Die anfängliche Befürchtung eines „Vereinssterbens“ ist der Erkenntnis gewichen, dass der Vereinssport weiterhin erfolgreich lebt. Zugleich zeigen die Studien, dass Sportvereine auf Flexibilität und Offenheit gegenüber neuen Herausforderungen angewiesen sind. Die 2016 durchgeführte und kürzlich publizierte Studie „Sportvereine in der Schweiz“ begegnet den Entwicklungen und Herausforderungen mit einer systematischen und flächendeckenden Befragung. Damit bietet sie eine Grundlage für Rückschlüsse auf potenziellen Handlungsbedarf und auf Perspektiven für die Schweizer Sportvereine.
Federführend in der Durchführung der Studie waren das Observatorium Sport und Bewegung Schweiz, der Auftrag erging durch Swiss Olympic, das Bundesamt für Sport (BASPO) und die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG). Nebst den 86 an Swiss Olympic angeschlossenen Sportverbänden wurden 5335 Sportvereine befragt. Für die Sportart Triathlon wurde die Befragung bei 29 Vereinen durchgeführt. Bei einer Anzahl von insgesamt 75 Vereinen entspricht dies einer Repräsentationsquote von knapp 40%. Die spezifische Auswertung der durch die Triathlonvereine eingegangenen Antworten lässt Rückschlüsse auf die drei Bereiche Vereinsangebot und -struktur, Finanzen sowie Herausforderungen zu, die im Nachfolgenden ausgeführt werden.
Angebot und Struktur der Triathlonvereine
Das Angebot der Triathlonclubs zeichnet sich durch Wettkampforientierung und Polysportivität aus. Für sämtliche befragten Clubs ist die Teilnahme an Wettkämpfen zentraler Bestandteil des Angebots und prioritärer Engagementbereich. 60% der Vereine identifizieren sich über den Leistungs- und Wettkampfsport, gar 80% der Clubs engagieren sich gezielt in diesem Bereich. Beides übersteigt den schweizerischen Durchschnitt deutlich. Ambivalenter gestaltet sich der Aspekt der Talentförderung und Jugendarbeit. Während jeweils 74% der Vereine ein diesbezügliches Engagement angeben, zeigt sich in der Vereinsstruktur ein verhältnismässig geringer Anteil an Kindern und Jugendlichen. Über die Hälfte der Triathlonclubs weisen einen Kinder- und Jugendanteil von maximal 30% auf, bei einem zusätzlichen Viertel der Clubs figurieren keine Kinder und Jugendliche unter den Aktivmitgliedern. Eine explizite und starke Ausrichtung auf die Förderung der Jugend trifft auf 37% der Clubs zu, was dem prozentualen Anteil der 26 Ausbildungsclubs an der Gesamtzahl der Triathlonvereine entspricht.
Als zweites Hauptmerkmal und charakteristisch für die Sportart Triathlon erweist sich das breite Sportangebot der Clubs. Zu drei Vierteln umfassen die Vereine mehrere Sportarten, wobei 36% der Clubs deren fünf und mehr anbieten. Während sich die Triathlonvereine folglich durch Polysportivität auszeichnen, lässt die Studie eine konkrete Auswertung des Sportangebots nicht zu. Inwiefern bei Vereinen mit mehreren Sportarten die drei Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen als eigenständige Sportarten und nicht als dem Triathlon untergeordnete Disziplinen gewertet wurden, ergibt sich nicht aus der Befragung. Als naheliegende Interpretation lässt sich anführen, dass das breite Sportangebot durch den Erklärungsansatz der Disziplinen, den Einbezug verwandter Sportarten wie Duathlon und Cross-Triathlon sowie Mehrspartenvereine mit parallel geführten Sportangeboten zustande kommt.
Die Vereinsstruktur der Triathlonclubs verdeutlicht die Bedeutung freiwilliger Tätigkeit und zeigt, dass die Grösse der Vereine dem schweizerischen Durchschnitt entspricht. Der überwiegende Teil der Triathlonclubs weist dabei eine Grösse von bis zu 100 Mitgliedern aus. Knapp zwei Drittel der Vereine fallen unter diese Kategorie der Kleinvereine, während eine mittlere Vereinsgrösse mit bis zu 300 Mitgliedern auf weiteres knappes Drittel der Clubs zutrifft. Grossvereine mit über 300 Mitgliedern sind demgegenüber rar und beziffern sich auf 8% der Triathlonclubs. Hinsichtlich der Aktivmitglieder sind die Vereine von mittlerer Grösse indes von zentralster Bedeutung. Sie stellen über 40% der aktiven Athletinnen und Athleten, während Klein- und Grossvereine je rund 30% der Aktivmitglieder umfassen. Der Anteil der Frauen ist dabei mit einem Drittel relativ gering, entspricht jedoch dem Durchschnitt von Vereinen anderer Sportarten. Die verhältnismässig junge Geschichte des Triathlonsports reflektiert sich schliesslich in den Gründungsjahren der Vereine, die bei über der Hälfte der Clubs weniger als 25 Jahre zurückliegen.
Mit durchschnittlich 16 Ämtern pro Verein, 15 davon in ehrenamtlicher Tätigkeit, liegt der Personalbedarf in den Triathlonvereinen leicht unter dem schweizerischen Mittelwert. Wenn im Schnitt auf jeden Triathlonclub ein finanziell entschädigtes Amt fällt, darf dies jedoch nicht über den Anteil der Clubs hinwegtäuschen, die sich ausschliesslich auf unentgeltliche Mitarbeitende abstützen. 67% der Triathlonvereine setzen sich rein aus Ehrenamtlichen zusammen, wohingegen in lediglich 25% der Clubs Mitarbeitende mit einer Aufwandsentschädigung von über CHF 2‘000 pro Jahr tätig sind. Hinzu kommen 8% der Vereine, die eine hauptamtlich angestellte Person mit entsprechender Besoldung beschäftigen. Damit fallen in einem Drittel der Clubs Ausgaben für Mitarbeitende an, was den durchschnittlichen Wert der Schweizer Sportvereine um 18 Prozentpunkte übersteigt. Nicht aufgeführt werden hierbei die freiwilligen Helferinnen und Helfer, die kein Amt innehaben, insbesondere bei Veranstaltungen und Vereinsanlässen jedoch von tragender Bedeutung sind.


Finanzielle Aspekte der Triathlonvereine
Bezüglich der finanziellen Situation der Triathlonclubs liegt das Hauptaugenmerk auf den Mitgliederbeiträgen. 25% der Einnahmen werden in den Triathlonvereinen durch die Beiträge der Mitglieder generiert. Dies unterschreitet den durchschnittlichen Anteil an den Einnahmen in anderen Sportarten um 7 Prozentpunkte. Demgegenüber kommen im Triathlon 17% der Einnahmen durch Werbung und Sponsoring zustande, womit die Triathlonclubs im Durchschnitt leicht besser gestellt sind als Vereine anderer Sportarten. Dem arithmetischen Einnahmemittel von CHF 32‘559 stehen Ausgaben von CHF 33‘161 gegenüber. Mit einem Anteil von 38% ergeben sich diese zur Hauptsache aus Personalkosten, weitere 9% der Ausgaben fallen für die Benützung von Sportanlagen an. Während sich der Infrastrukturbereich auch für Triathlonclubs als zentrale Herausforderung präsentiert, können die hierfür aufgewendeten Ausgaben vergleichsweise gering gehalten werden und fallen tiefer aus als bei anderen Sportvereinen.
Für die Höhe der Mitgliederbeiträge gilt es beim Triathlon den Aspekt der Lizenzvergabe zu berücksichtigen. Der Erwerb von Jahres- oder Tageslizenzen ist für die Teilnahme an lizenzpflichtigen Wettkämpfen vorgeschrieben und geschieht direkt beim Verband Swiss Triathlon. Damit lässt sich die in der Studie vorgenommene Unterscheidung zwischen Aktivmitgliedern mit respektive ohne Lizenz nur bedingt auf das triathlonspezifische Lizenz-Reglement übertragen. Unter Berücksichtigung dieser Sonderheit und zur Bereinigung der diesbezüglichen Frage scheint es plausibel, sich für die Mitgliederbeiträge in Triathlonclubs auf den Mittelwert der angegebenen Beträge für Aktivmitglieder mit sowie ohne Lizenz zu stützen. Dieser bereinigte Mitgliederbeitrag ohne Lizenz von CHF 132 entspricht mit einer negativen Abweichung von CHF 4 dem durchschnittlichen Beitrag in anderen Sportarten. Werden zum errechneten Betrag die Kosten für eine Jahreslizenz von CHF 85 addiert, ergibt sich für die Triathlonvereine ein Mitgliederbeitrag von CHF 217, was weiterhin leicht unter dem durchschnittlichen Wert der Schweizer Sportvereine von CHF 232 liegt. Insgesamt stellt die Studie bezüglich der Mitgliederbeiträge eine beträchtliche Bandbreite fest, wobei beispielsweise bei Schwimm- oder Tennisvereinen relativ hohe Beiträge anfallen. Werden die Mitgliederbeiträge in den Triathlonclubs mit dem entsprechenden Median anderer Vereine verglichen, besonders hohe oder tiefe Beiträge folglich weniger stark berücksichtigt, fällt der Betrag von CHF 217 verhältnismässig hoch aus.
Herausforderungen für Triathlonvereine
Mit der der Infrastruktursituation sowie der Rekrutierung von Mitarbeitenden und Freiwilligen lassen sich für die Triathlonclubs zwei zentrale Herausforderungen eruieren. Hinzu kommen die Problemfelder der Mitgliedergewinnung und –bindung sowie des Nachwuchsbereichs, für die Unterstützung gewünscht wird. Das aus der Studie hervorgehende Sorgenbarometer zeigt an, welche Bereiche durch die Triathlonvereine als problematisch gewertet wurden. Prekär erscheint hierbei die Situation in der Besetzung der Ehrenämter, was der durchschnittlichen Bewertung von Vereinen anderer Sportarten entspricht. Vergleichbar gestaltet sich die Bewertung der Problemfelder Nachwuchs, Mitgliedergewinnung und Infrastruktur, die allesamt mittelgrosse Sorgen bereiten. Während die beiden erstgenannten Bereiche durch die Triathlonclubs im sportartenübergreifenden Vergleich als unterdurchschnittlich problembehaftet bewertet wurden, erweist sich die Infrastruktursituation im Triathlon als überdurchschnittlich grosse Herausforderung. 58% der Triathlonclubs bewerten die Infrastruktur als zu klein oder unzureichend. Angesichts der Sportanlagenutzungs-Statistik lässt sich die infrastrukturelle Herausforderung zur Hauptsache auf ein mangelhaftes Schwimmbadangebot zurückführen. Annähernd sämtliche Triathlonclubs nehmen öffentliche Sportanlagen in Anspruch, was den Durchschnitt anderer Sportvereine um 25 Prozentpunkte übersteigt. Dahingegen ist die Benutzung vereinseigener Anlagen im Triathlon marginal. Das Problemfeld der Infrastruktur wird durch die Triathlonclubs, zusammen mit der Gewinnung von Mitarbeitenden für Ehrenämter, denn auch häufig als existenzbedrohender Bereich genannt.
Als zentrale Herausforderung bestätigt sich der Infrastrukturbereich angesichts der erwünschten Unterstützung. Knapp zwei Drittel der Triathlonvereine wünschen sich im Zusammenhang mit der Sportinfrastruktur verstärkten Support. Gewünscht wird Unterstützung zudem bei der Mitgliedergewinnung, der Ausbildung von Trainerinnen und Trainern sowie der Finanzierung. Letzteres betrifft nicht zuletzt die nach wie vor verhältnismässig geringe Unterstützung durch die öffentliche Hand. Die vom Verband Swiss Triathlon angebotenen Dienstleistungen werden durch die Triathlonclubs zu überwiegenden Teilen positiv bewertet. 79% der Vereine erachten die Unterstützung seitens des Verbands als genügend bis sehr gut, wobei über die Hälfte der Bewertungen dem Prädikat „gut“ entsprechen. Ungenügend empfinden die Verbandsarbeit 17% der Vereine. Durchzogen präsentiert sich demgegenüber die Bewertung der Kantonalverbände, was in erster Linie auf deren Nichtvorhandensein in zahlreichen Kantonen zurückzuführen ist. Entsprechend konnte über ein Drittel der befragten Vereine keine Bewertung hierzu abgeben.
Lamprecht, M., Bürgi, R., Geber, A. & Stamm, H.P. (2017): Sportvereine in der Schweiz – Entwicklungen, Herausforderungen und Perspektiven. Magglingen: Bundesamt für Sport BSAPO.
