Von Hanspeter Flückiger
Mit dem zweiten Rang beim ihrem ersten Start am Ironman Hawaii im Jahr 2014 startete die Solothurnerin Daniela Ryf zu einer einmaligen Wettkampfserie. Gut 20 Siege hat sie seit dem erkämpft. Die eindrücklichsten waren wohl der WM-Titel beim Ironman Hawaii 2015 und das Erlangen der Triple Crown 2015. Mit den Erfolgen stiegen die Erwartungen. Wenn Ryf irgendwo an den Start ging, interessierte oft nicht mehr, ob, sondern mit welchem Vorsprung sie wohl gewinnen wird. Mitte Jahr geriet das anscheinende «Perpetuum mobile des Triathlons» allerdings ins Stocken. Erstmals musste sie an der Ironman Europameisterschaft in Frankfurt einen Langdistanz Wettkampf aufgeben. Mit den beiden Siegen an der Challenge Roth und bloss eine Woche später am Ironman Zürich kam Ryf zurück. Um danach an der Ironman 70.3 WM in Mooloolaba (AUS) «nur» Vierte zu werden.
Sind dies Gründe zur Beunruhigung vor dem grossen Saisonfinale auf Hawaii? Mitnichten, winkt sowohl Ryf als auch, gegenüber dem Schweizer Fernsehen, ihr Coach Brett Sutton ab. Für letzteren ist klar, dass Ryf in den nächsten fünf Jahren kaum zu schlagen sein wird. Dies unter der Voraussetzung, dass sie ihren Ehrgeiz zu bändigen vermag. Und Ryf selbst: «Ich hatte in den letzten drei Jahren gegen 30 gute Rennen. Somit kann ich zwei Aussetzer verkraften.»
Daniela Ryf hatte sich anfangs September im Anschluss an das Rennen in Mooloolaba auf den Weg nach Südkorea gemacht, um sich dort während drei Wochen auf Hawaii vorzubereiten. Die Stadt Jeju als Standort für die Vorbereitung hatte sich schon letztes Jahr bewährt. Einerseits wegen der vorzüglichen Infrastruktur mit einem 50m Schwimmbecken, Laufbahn und guten Radstrecken. Und anderseits wegen den klimatischen Bedingungen. Jeju liegt südlich von Korea auf einer Vulkaninsel mit subtropischem Klima. Ryf: «Es ist warm und feucht – optimal, um sich auf Hawaii vorzubereiten». Nach intensiven Trainingseinheiten dislozierte Ryf nach Kona, dem Austragungsortes des Wettkampfs. Auch dort stehen weiterhin intensive, wenn auch zeitlich reduzierte Trainingseinheiten auf dem Programm.
Sowohl die missglückte Ironman 70.3 WM-Titelverteidigung in Australien und erst recht die Aufgabe in Frankfurt sind verdaut: Frankfurt mit dem Vabanque Spiel an der Challenge Roth um die Qualifikation für Kona. Ryf: «Dies, weil Freude und Leidenschaft für mich noch immer der wichtigste Antrieb ist.» Ryf weiss auch, wieso sie in Mooloolaba nicht über den vierten Rang hinauskam. Ryf: «Es war eine neue Situation, erstmals gelang es mir nicht, auf dem Rad meine Gegnerinnen zu distanzieren.»
Dem Rennen vom Samstag schaut sie mit Gelassenheit entgegen. Ryf: «Ich bin bereit und freue ich mich, dass es bald Racetime ist.» Im Vergleich zum Vorjahr ist der Druck dieses Mal geringer. Ryf: «Schliesslich habe ich schon einmal gewonnen.» Was aber nicht heisse, dass sie nur ein Haar weniger motiviert sei, um ein geniales Rennen zu zeigen. Und wenn alle Genialität nicht reicht, um zuoberst auf dem Treppchen zu stehen? Darüber mag sie nicht Werweisen. «Ich liefere lieber», sagt sie dazu, «alles was zählt ist das, was man am Renntag leistet.» Was heisse, das Beste zu zeigen und mit vollem Herzen zu kämpfen. Ryf: «Wenn ich das während neun Stunden tue, habe ich das Maximum aus dem Tag geholt und muss das Resultat akzeptieren.»
Der Beitrag Daniela Ryf vor der Ironman WM: Anlauf auf der Achterbahn erschien zuerst auf Swiss Triathlon.