Nach vier Sprüngen ins Wasser, viermaligem Pushen auf der Radstrecke und vierfach mit letzter Kraft absolvierten 1.5 Laufkilometern können sich die vier Schweizer Athleten als Vize-Europameister im Mixed Team Relay feiern lassen. Für einmal jubeln die Triathleten nicht als Einzelkämpfer, sondern in der Equipe. „Wir haben zusammen gelitten, und jetzt jubeln wir zusammen,“ beschreibt Nicola Spirig Stimmungslage im Schweizer Lager nach dem Rennen.
Mit einer soliden Leistung ins Rennen startete für die Schweiz Lisa Berger, die sich über weite Strecken in der Spitzengruppe halten konnte und an sechster Position an Andrea Salvisberg übergab. Dieser hatte nach seinem gestrigen „jour sans“ im Einzelrennen auf der Radstrecke die Beine, um die Lücke zum zwischenzeitlich entwischten Europameister Pierre Le Corre zu schliessen. Ein entscheidender Moment, wie Salvisberg im Ziel resümierte: „Wir wollten Nicola Spirig an möglichst aussichtsreicher Position ins Rennen schicken.“ Dank seiner Leistung auf dem Rad und eines starken Laufabschnitts hielt Salvisberg die Schweiz in Reichweite zur Spitze und lancierte Spirig wiederum an Position sechs.
Über die 300 Meter Schwimmen vermochte die sechsfache Europameisterin nichts auszurichten. Umso nachhaltiger erwies sich hingegen ihre Performance auf den 6.7 Radkilometern. Nicht nur fuhr sie die 16 Sekunden Rückstand auf das Führungsquartett mit Frankreich, Belgien, Portugal und Ungarn zu. Unmittelbar nach dem Zusammenschluss liess Spirig die Konkurrenz mit einem satten Antritt stehen und distanzierte sie um weitere 16 Sekunden, von denen bis zur vierten und letzten Ablösung 8 Sekunden auf die starke Läuferin Cassandre Beaugrand aus Frankreich übrigblieben. Ihre Leistung betrachtete Spirig im Nachhinein als „Schlüsselmoment“, nicht aber als alles entscheidenden Faktor: „Das Mixed Team Relay wird von vier Athleten entschieden, eine Topleistung bedarf es von jedem.“
Als letzter Athlet für die Schweiz startete Sylvain Fridelance ins Rennen. Nach dem Effort von Spirig tat er dies an erster Position, was vorderhand mit Leistungsdruck einherging: „Als Nicola an mich übergab zitterte ich förmlich.“ Seiner Leistung tat dies indes kein Abbruch. Zusammen mit dem im Wasser aufschliessenden Dorian Coninx hielt Fridelance die weiteren Verfolger auf Distanz und nahm die Laufstrecke zeitgleich mit dem Franzosen in Angriff. Auf dieser setzte sich der im Einzelbewerb nicht gestartete Coninx rasch ab. Fridelance liess sich davon nicht irritieren und lief 11 Sekunden hinter Coninx und 11 Sekunden vor dem Belgier Marten van Riel auf silberner Position ins Ziel, wo ihn die Teamkollegen jubelnd erwarteten.
Nach der Heim-EM in Genf im Jahr 2015 holt die Schweiz damit zum zweiten Mal Silber im Mixed Team Relay. Ein Erfolg, den die Athleten im Ziel unisono als „phänomenal“ bezeichneten. „An einem solchen Anlass gemeinsam ein Erfolgserlebnis verbuchen zu können fühlt sich grossartig an. Dass man im Team kämpft, ist dabei eine zusätzliche Motivationsspritze“, fasste Lisa Berger den im Quartett erarbeiteten Erfolg zusammen. Von einer „perfekten“ Leistung spricht auch Marianne Rossi, Chefin Leistungssport bei Swiss Triathlon. „Jeder ist heute über sich hinausgewachsen und hat umgesetzt, was wir im Vorfeld besprochen haben.“ Bedeutsam sind die Silbermedaillen in Glasgow nicht zuletzt auch hinsichtlich weiterer Grossanlässe, allen voran den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo. Dank dem zweiten Rang an den Europameisterschaften schiebt sich die Schweiz im Mixed Team Olympic Qualification Ranking um zwei Position nach vorne und liegt wieder auf dem sechsten Rang und damit auf Kurs für weitere Erfolgsmomente.
Glasgow (GBR). Triathlon Europameisterschaft. Mixed Team Relay.
Je 300 m Schwimmen, 6.7 km Radfahren, 1.5 km Laufen.
1. Frankreich (Leonie Periault, Pierre Le Corre, Cassandre Beaugrand, Dorian Coninx) 1:15:07.
2. Schweiz (Lisa Berger, Andrea Salvisberg, Nicola Spirig, Sylvain Fridelance) 0:11 Minuten zurück.
3. Belgien (Claire Michel, Jelle Geens, Valerie Barthelemy, Marten Van Riel) 0:22.
4. Ungarn (Zsófia Kovács, Tamás Tóth, Zsanett Bragmayer, Márk Dévay) 0:59.
5. Denmark (Anne Holm, Emil Holm, Alberte Kjær Pedersen, Andreas Schilling) 1:21.
6. Deutschland (Bianca Bogen, Jonas Schomburg, Laura Lindemann, Gabriel Allgayer) 1:29.
Mixed Team Olympic Qualification Ranking:
1. USA 2395.
2. Australien 2358.
3. Frankreich 2334.
6. Schweiz 1722.