Alfi Caprez, du bliebst in dieser Saison weitgehend ungeschlagen. Lässt sich angesichts der zahlreichen Erfolge im Rückblick überhaupt ein Saisonhöhepunkt ausmachen?
Einen einzelnen Höhepunkt hervorzuheben, fällt tatsächlich schwer. Angefangen hat das Jahr eher durchzogen, ich war gesundheitlich angeschlagen. Hinzu kamen über Jahre hinweg mitgetragene Probleme mit den Waden und den Achillessehnen. Letztes Jahr hatte ich deshalb entschieden, diese Saison zu pausieren und die chronischen Verletzungen ausheilen zu lassen – eigentlich. Als sich die Beine im Frühjahr wieder besser anfühlten, und spätestens als sich meine Partnerin für die Mitteldistanz-WM in Australien qualifizierte, sah es wieder anders aus. Da musste ich nachziehen. Der Lohn für die gelungene Qualifikation in Rapperswil, die Weltmeisterschaft in Mooloolaba, war grossartig. Nicht der Wettkampf alleine, sondern das Gesamterlebnis, die einwöchige Vorbereitung, die anschliessenden dreiwöchigen Ferien. Insofern war die WM in Australien mein Saisonhöhepunkt.
Du hast dir insgesamt sechs Titel geholt, als Saisonhöhepunkte bezeichnest du sie aber nicht.
Auch wenn ich im Vorfeld nicht damit gerechnet hatte, verlief die Saison tatsächlich äusserst erfolgreich. Zumindest was die Klassierungen angeht. Leistungsmässig befand ich mich hingegen nicht immer auf dem gewünschten Niveau. Allzu lange hatte ich mit Beschwerden zu kämpfen. Sind diese Titel also ein Zeichen des Erfolgs? Wenn ich das Jahr an den Rangierungen bemesse, ganz sicher, ja. Gesundheitlich aber, in Sachen Freude am Wettkampf – was für mich auch zum Erfolg zählt –, schwingt diese Saison nicht obenaus.
Woher rührt diese scheinbare Diskrepanz zwischen deinem rangmässigen Erfolg und deinem persönlichen Erfolgsempfinden?
Das Gefühl der Zufriedenheit, des Erfolgs stellte sich bei den Zieleinläufen nicht immer ein. Auch wenn ich einen Wettkampf gewann. Teilweise wäre die Freude grösser gewesen, als Dritter ins Ziel zu kommen, dafür im Wissen, einen optimalen Wettkampf geliefert und das Leistungsmaximum abgerufen zu haben. Es versteht sich, dass ich dies im grössten Respekt gegenüber meinen Konkurrenten sage. Diese Einstellung kann ungesund sein, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Und mit etwas Abstand werde ich meiner eigenen Leistung, diesem nahezu perfekten Jahr, wohl deutlich mehr Wert zumessen können. In dieser Hinsicht muss ich lernen, die Freude am Triathlon etwas leistungsunabhängiger zu bemessen, den Moment als solchen zu geniessen.
Mit der Weltmeisterschaft in Mooloolaba hast du deinen letzten Wettkampf in diesem Jahr bestritten. Geht mit dem Saisonende jeweils auch ein gewisses Durchatmen einher, eine Erleichterung, sich kurz zurücklehnen zu können?
Ich würde mich als Wettkampftyp bezeichnen, der die Herausforderung, den Leistungskampf sucht. Dennoch bin ich jeweils froh, kann dieses Wettkampffieber zwischendurch ruhen. Das ist auch absolut nötig, um im Hinblick auf die nächste Saison die Motivation aufrecht erhalten und neuen Siegeswillen schöpfen zu können.
In Triathlonmagazinen und -foren wird eifrig diskutiert, wie das optimale Wintertraining aussieht. Was steht bei dir auf dem Plan für die kommenden kalten Monate?
Wenn ich nach einem Credo trainiere, dann wohl nach jenem der „Lust und Laune“. Einen Trainingsplan habe ich jedenfalls nicht aufgestellt. Einzig beim Schwimmtraining herrscht Regelmässigkeit, indem ich es mindestens dreimal wöchentlich im Schwimmclub absolviere. Ansonsten setze ich vorderhand auf das Prinzip der Freude am Bewegen, etwa mit Mountainbike-Touren in den Hügeln des Zürcher Oberlands. Und sobald der erste Schnee fällt, bin ich vor allem auf den Langlauf-Loipen anzutreffen. Das Ausweichen auf diese Alternativen hat sich bis anhin bewährt. Was ich diesen Winter vermehrt forcieren will, ist das Lauftraining. Während der letzten Jahre musste ich mich auf einen Lauf in der Woche beschränken, dieses Jahr will ich zusätzlich zwei bis drei Einheiten draufpacken.
Mit deiner Passion für das Langlaufen und Mountainbike scheinst du prädestiniert für den Wintertriathlon zu sein.
Diese Idee kam mir auch. Nur umgesetzt habe ich sie bisher noch nicht. Nicht zuletzt, weil es dazu wiederum des entsprechenden Equipments bedarf. Zudem hätte ich dann über das gesamte Jahr hinweg Wettkämpfe, was zwar schön, aber nicht nur von Vorteil ist. Ausschliessen will ich eine zukünftige Teilnahme jedoch nicht. Reizen würde es mich allemal.